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Veröffentlicht: 01.02.2009 Weitere Informationen: MOLL-prd GmbH & Co. KG
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Umlegung Spellener Brücke
Die N.V. Rotterdam-Rijn Pijpleiding Maatschapij (RRP) betreibt in Deutschland zwei 24“ Leitungen, die ausgehend vom niederländischen Tanklager bei Venlo die Raffinerien im nördlichen Ruhrgebiet bzw. im Kölner Raum mit diversen Rohölsorten versorgen. Die Leitung Venlo – Wesel querte dabei den Wesel-Datteln-Kanal (WDK) im Kreis Wesel unter Nutzung der Spellener Straßenbrücke westlich der Ortschaft Voerde-Friedrichsfeld. Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Duisburg Meiderich plante den Abbruch sowie den Neubau der Spellener Brücke an gleicher Stelle sowie eine einseitige Verbreiterung des Schifffahrtskanals. Das WSA fordert die RRP daher auf, die derzeit an der vorhandenen Brücke angehängte Leitung DN 600 als vorauseilende Maßnahme zu beseitigen. Die MOLL-prd GmbH & Co. KG wurde von der RRP Anfang 2005 beauftragt, die bautechnischen Möglichkeiten des Dükerneubaus in Form einer kurzen Machbarkeitsstudie zu prüfen und zu bewerten. Dabei war auch zu berücksichtigen, dass die RWE Energie AG ebenfalls Leitungen von der Brücke entfernen musste und somit gegebenenfalls ein gemeinsamer Bau mit RRP in Betracht zu ziehen war. Für die Querung des WDK mit einer Stahlleitung der Nennweite 600 kamen grundsätzlich folgende Bauverfahren in Betracht: a) offene Bauweise (Baggerinne) Aufgrund der Baugrundverhältnisse wurde das HDD-Verfahren für die Stahlrohrleitung DN 600 als zu risikoreich eingestuft und verworfen. Für die verbleibenden Bauverfahren wurden beidseitig der Straßenbrücke insgesamt drei Trassenvarianten untersucht, von der aufgrund der geringsten Eingriffe in Natur und Umwelt eine Querung östlich der Kanalbrücke als Vorzugsvariante vorgeschlagen. Als weitere Entscheidungshilfe wurde eine Kostenschätzung für den Dükerneubau durchgeführt. Die offene Bauweise stellte sich unter den gegebenen Verhältnissen als kostengünstigste Bauweise heraus. Die RRP entschied sich daraufhin für den Bau des Dükers in offener Bauweise in der herausgestellten Vorzugstrasse, die RWE entschied sich für eine eigenständige Maßnahme. Die vorgesehene Ausführung der Dükerung des WDK wurde dem WSA vorgestellt und von diesem vom Grundsatz her zur weiteren Planung freigegeben. Die anschließende Entwurfs- und Genehmigungsplanung war unter Zugrundelegung der „Verordnung über Rohrfernleitungsanlagen“ (Rohrfernleitungsverordnung) in Verbindung mit der „Technische Regel für Rohrfernleitungsanlagen“ (TRFL) durchzuführen, da in der Pipeline wassergefährdender Stoffe im Sinne des § 19a des Wasserhaushaltsgesetzes transportiert werden. Entsprechend den Anforderungen des „Gesetzes über die Umweltverträglichkeit“ (UVPG) währe nach Vorprüfung hinsichtlich der Einstufung als „UVP-pflichtiges Vorhaben“ durch die Bezirksregierung Düsseldorf ein Plangenehmigungsverfahren erforderlich gewesen. In Abstimmung zwischen der RRP und dem WSA wurde jedoch festgelegt, die Planung der Umlegung der Pipeline in das laufende Plangenehmigungsverfahren des WSA für den Brückenneubau einzubeziehen. Der Vorteil dieser Vorgehensweise lag insbesondere darin, dass hierdurch eine größere Planungssicherheit gegeben war, da das WSA als Träger des Vorhabens sowohl im öffentlich-rechtlichen als auch im privatrechtlichen Bereich wegbereitend fungieren konnte. Die Unterlagen für den erforderlichen Antrag nach TRFL Anhang A „Antragsunterlagen zur Errichtung und zum Betrieb sowie zur Änderung einer Rohrfernleitung“ wurden zusammengestellt und dem TÜV zur Stellungnahme eingereicht. Der Genehmigungsantrag wurde durch das WSA bei der Anhörungs- und Plangenehmigungsbehörde der WSD West in Münster Anfang 2007 eingereicht und Anfang Mai 2008 rechtskräftig genehmigt. Parallel zum Genehmigungsantrag erfolgte das Einholen des privatrechtlich zu regelnden Wegerechts für die neuen Trassen sowie die Ausschreibung und Bestellung aller Stahlrohrmaterialien, die alleine ca. ein Jahr in Anspruch genommen hat. Die Ausschreibung der eigentlichen Bauleistung erfolgte im Oktober 2007, die Vergabe im November 2007 und der Baubeginn im Mai 2008. Die wesentlichen Bauleistungen des Projektes waren: - ca. 254 m Stahlrohrleitung DN 600 im Landbereich herstellen Die Bauleistung beinhaltete den Ersatz der aufzugebenden Brückenleitung in Form eines in offener Bauweise neu zu bauenden Dükers sowie die Herstellung der erforderlichen Landleitungsabschnitte zwischen Düker und den vorgesehenen Einbindebereiche in die bestehenden Leitungsstränge. Als Besonderheit war zu beachten, dass die 24“-Mineralölleitung bis zur Einbindung in vollem Umfang in Betrieb blieb. Für die Herstellung des Dükers wurde das Einschwimmverfahren angewendet. Der Düker wurde außerhalb des eigentlichen Baubereiches auf einem Betriebsgelände im Rheinhafen Emmelsum zusammengeschweißt, einer 200%-igen zerstörungsfreien Schweißnahtprüfung (UT/TOFD) sowie einer Wasserdruckprüfung nach VdTÜV-Merkblatt 1060 (Stresstest) unterzogen, mit einer Betonummantelung als mechanischen Schutz und zur Auftriebssicherheit versehen und verlegfertig montiert. Mit Hilfe von Autokränen wurde der Düker aufgerichtet und in das Hafenbecken eingehoben. Im Hafenbecken übernahm ein Verlegeponton, welches als Katamaran konstruiert und mit mehreren Hebezeugen ausgestattet war, den Düker für den Transport zur Baustelle. Mittig im Verlegponton fixiert wurde der Düker aus dem Hafen, über den Rhein, in den WDK, durch die Schleuse Friedrichsfeld bis zum Betriebshafen des WSA als Sondertransport verschifft. Im Betriebshafen wurde das Ponton aus der langen Transportstellung in eine aufgekürzte Verlegeeinheit umgerüstet. Mit dem so vorbereiteten Ponton wurde der Düker ohne Hilfe weiterer Landgeräte allein vom Wasser aus in die vorbereitete Dükerrinne eingeschwenkt, in einen zuvor eingebrachten Spundwandkasten eingefädelt und in die endgültige Verlegeposition abgesenkt. Nach Einbau des Dükers wurden die benachbarten Landleitungsabschnitte bis zu den vorgesehenen Einbindebereichen eingebaut und zusammen mit dem Düker einer zweiten Stressdruckprüfung unterzogen. Die Einbindung in die bestehende Leitung erfolgte planmäßig in einer Pumppause Anfang Oktober 2008. Die Einbindearbeiten wurden gemeinsam von der RRP und dem bauausführenden Unternehmen durchgeführt. Nach erfolgreicher Einbindung des neuen Leitungsabschnittes erfolgte der Rückbau der außer Betrieb genommenen Leitungen. Nach erfolgter Trennung der Leitung wurde der aufgegebene Rohrleitungsstrang mit Reinigungsmolchen unter Zugabe einer Reinigungsflüssigkeit gereinigt. Die mit normaler Erdüberdeckung verlegten Leitungsteile wurden anschließend freigelegt, ausgebaut und entsorgt. Hierbei musste die leicht asbesthaltige Rohrumhüllung durch eine Fachfirma unter Beachtung der „Technischen Regel für Gefahrstoffe“ TRGS 519 im Bereich von Trennschnitten entfernt und das gesamte Stahlrohrmaterial auf eine Sondermülldeponie entsorgt werden. Ein unter einem Straßendamm liegendes Mantelrohr wurde im Untergrund einschließlich der ehemaligen, gereinigten Produktenrohrleitung belassen, wobei das Stahlrohr DN 600 mit Zementdämmer verfüllt wurde. Die erdverlegten Leitungsteile in den Widerlagerbereichen der Spellener Straßenbrücke werden beim Abbruch der Brücke entfernt, gleiches gilt für den Rückbau der an der Brückenkonstruktion befestigten Rohrleitung. Die Umlegung der Pipeline im Bereich der Spellener Straßenbrücke wurde im Dezember 2008 abgeschlossen, wobei einiger Restarbeiten wie Rekultivierung u.a. witterungsbedingt im folgenden Frühjahr nachgeholt werden. Autor: Detlef Moosmüller (MOLL-prd GmbH & Co. KG)
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